Der Neptunbrunnen, offiziell auch als Schlossbrunnen oder Begasbrunnen bekannt, ist ein beeindruckendes Baudenkmal im Berliner Ortsteil Mitte. Er wurde zwischen 1888 und 1891 von dem renommierten Bildhauer Reinhold Begas im neobarocken Stil geschaffen und ursprünglich als Geschenk der Stadt Berlin an Kaiser Wilhelm II. auf dem Schloßplatz errichtet. Nachdem das Berliner Schloss 1951 abgerissen wurde, verschwand der Brunnen für einige Jahre aus dem Stadtbild, bevor er 1969 seinen neuen Platz im Park am Fernsehturm zwischen dem Roten Rathaus und der Marienkirche fand.
Der Bau des Brunnens geht auf eine Idee des bekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel zurück, der auf dem Schloßplatz einen Monumentalbrunnen errichten wollte. Begas griff diesen Vorschlag nach einer Italienreise auf und orientierte sich dabei an barocken Vorbildern wie dem Neptun- und Vierströmebrunnen auf der Piazza Navona in Rom. Sein Entwurf wurde schließlich vom Magistrat Berlins als Geschenk an den Kaiser gewählt, der 1888 wieder in das Berliner Schloss einzog. Am 1. November 1891 wurde der Schlossbrunnen feierlich eingeweiht, direkt vor dem Portal II des Schlosses, an dem historischen Omphalos Berlins, von dem aus die preußische Meile gemessen wurde.
Der Neptunbrunnen zählt heute zu den größten und bekanntesten Brunnenanlagen der Welt. Neben Reinhold Begas waren auch sein Bruder Karl Begas sowie mehrere seiner ehemaligen Meisterschüler an der Entstehung des Kunstwerks beteiligt. Die Figuren des Brunnens, die unter anderem Meerestiere und Flussgötter darstellen, wurden aus Bronze gegossen und mit einer grünen Patina veredelt.
Im Zentrum des Brunnens thront der römische Meeresgott Neptun auf einem Felssockel, umgeben von allerlei Meeresbewohnern wie Hummern, Fischen und Schildkröten. Um die Brunnenschale herum sitzen vier allegorische Frauenfiguren, die die großen Flüsse Preußens – Rhein, Weichsel, Oder und Elbe – symbolisieren. Die Brunnenschale selbst besteht aus rotem Granit und hat in der Ost-West-Achse einen Durchmesser von 18 Metern. Die Gesamthöhe des Brunnens bis zur Spitze des Dreizacks beträgt beeindruckende 10 Meter.
Nach dem Zweiten Weltkrieg überstand der Brunnen zunächst relativ unbeschadet, wurde jedoch nach dem Abriss des Schlosses stark beschädigt. 1969 erfolgte die Wiederaufstellung des restaurierten Brunnens an seinem heutigen Standort. Seitdem trägt er offiziell den Namen „Neptunbrunnen“, auch wenn er ursprünglich als Schlossbrunnen bekannt war.
Aktuell wird über eine Rückversetzung des Brunnens auf den Schloßplatz im Zuge des Wiederaufbaus des Berliner Schlosses als Humboldt Forum diskutiert. Befürworter dieser Idee, darunter prominente Architekten und Kunsthistoriker, argumentieren, dass der Brunnen in seiner ursprünglichen Ausrichtung auf die Schlossfassade am besten zur Geltung käme. Kritiker hingegen plädieren für einen Verbleib des Brunnens am Rathausvorplatz, der zu einem zentralen Bestandteil des urbanen Bildes geworden ist.
Eine endgültige Entscheidung über den zukünftigen Standort des Neptunbrunnens steht noch aus, doch das historische und künstlerische Erbe dieses beeindruckenden Bauwerks bleibt unbestritten.




