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Skulpuren an der Spree in Berlin: Drei Mädchen und ein Knabe

Gegenüber dem Berliner Dom an der Spreepromenade sitzen vier Bronzefiguren – drei Mädchen und ein Knabe. Diese vier Aktskulpturen haben bereits eine bewegte Geschichte hinter sich, denn sie befanden sich nicht immer an dieser Stelle der Hauptstadt. Entworfen und gefertigt wurden sie 1988 von dem aus dem Harz stammenden Künstler und Bildhauer Wilfried Fitzenreiter. Damals jedoch zierten sie Rücken an Rücken und jede der Skulpturen in eine andere Richtung schauend einen Brunnen, der vor dem damaligen Palasthotel stand. Dieser war achteckig und befand sich auf einem Unterbau von 14,5m Durchmesser, in den das Wasser aus den acht Strahlen floss. Als das einstige Nobel- und Prestigehotel der DDR im Jahr 2001 abgerissen wurde, um durch einen Neubau ersetzt zu werden, wurde auch der Brunnen entfernt. Die Figuren wurden anschließend eingelagert.
Nach der Fertigstellung der schicken Spreepromenade wurden die Figuren 2007 an ihren heutigen Platz auf eine Mauer gesetzt. Der Künstler konnte seine völlig neu in Szene gesetzten Werke noch miterleben, bevor er im Jahr 2008 verstarb. Ihr jetziger Platz befindet sich nicht weit entfernt von ihrem ursprünglichen Standort in der Karl-Liebknecht-Straße, wo jetzt das DomAquaree steht.
Durch ihre prominente Lage im Herzen von Berlin und fußläufig von etlichen Sehenswürdigkeiten und Wahrzeichen wie dem Berliner Dom, der Museumsinsel, dem Lustgarten oder auch dem DDR Museum, gehören Sie zu den meistfotografierten Figuren der Metropole. Dabei schauen drei von Ihnen auf die Spree, eine sitzt mit dem Rücken zum Wasser. Die nackten Figuren wirken sehr jugendlich und nachdenklich, fast in sich versunken.
Bestaunt man die Figurengruppe vom anderen Spreeufer aus, dann sitzt rechts der Knabe. Ein Bein angezogen und mit seinen Armen umschlungen, scheint er versonnen mit nach unten geneigtem Kopf die Wasseroberfläche zu betrachten. Die weibliche Figur neben ihm hat die Haare zu einem langen Zopf geflochten und wendet sich, die Hände in Schoß liegend, als einzige vom Wasser ab. Auch sie hat den Kopf geneigt und scheint auf den Boden zu starren, ganz in Gedanken versunken. Die mittlere junge Frau sitzt als einzige aufrecht und richtet ihren Blick etwas mehr in die Ferne. Wofür sie ihre Arme vor den Oberkörper erhoben hat, bleibt unklar. Ihre Haare sind zu einen strengen Dutt hochgebunden. Besonders entspannt und die Sonne genießend wirkt der äußere weibliche Akt. Sie lehnt sich lässig zurück und balanciert sich aus, indem sie mit den Händen ihr Knie umfasst, das sie über das andere schlägt. Ihre Haare trägt sie in einer schlichten Kurzhaarfrisur.

Die Nachdenkliche und Verträumte der Skulpturen lädt Passanten dazu ein, eine Weile zu verweilen und ebenfalls innezuhalten. So wirkt das Ensemble entschleunigend auf die Betriebsamkeit in der viel besuchten Mitte von Berlin. Für Interessierte Spaziergänger wurden an der Brüstungsmauer direkt zwischen den beiden innen sitzenden Figuren zwei Bronzetafeln angebracht, die über die Geschichte und den Künstler informieren. Zudem wird auf diesen darauf verwiesen, dass das nahe DDR Museum viele weitere Informationen rund um den Aufstellungsort des Ensembles Drei Mädchen und ein Knabe vermittelt.

Das Bild wurde im Aril 2020 aufgenommen. Mitten in der Corona-Krise. Klar, dass dann in Berlin auch die Skulptuten Schutzmasken tragen 😉
Fotos: Andreas Trojak / wahrzeichen.berlin